Wie kann ich die Patientenakte von meinem alten Hausarzt anfordern?

Zusammenfassung (TL;DR):

Das Anfordern Ihrer Patientenakte ist Ihr gutes Recht laut Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sie können eine Kopie Ihrer medizinischen Unterlagen schriftlich bei Ihrem alten Hausarzt anfragen. Dies gilt auch, wenn der Arzt seine Praxis aufgegeben hat oder verstorben ist.
Wichtig: Ärzte haben eine gesetzliche Aufbewahrungsfrist von mindestens zehn Jahren. Die Anfrage sollte idealerweise mit einer Frist zur Bearbeitung versehen werden. Kosten können entstehen, jedoch darf die Gebühr in Deutschland angemessen sein. Nutzen Sie Vorlagen oder Tipps, um Ihre Anfrage klar und präzise zu formulieren.

Warum ist es wichtig, die Patientenakte anzufordern?

Ihre Patientenakte enthält medizinisch relevante Informationen wie Diagnosen, Behandlungen, Medikamentenpläne, Impfungen oder Krankenhausberichte. Dieser Überblick ist nicht nur praktisch bei einem Arztwechsel, sondern auch essenziell für eine kontinuierliche medizinische Versorgung.

Zudem kann die Akte bei rechtlichen Angelegenheiten – etwa bei Verdacht auf einen Behandlungsfehler – von Bedeutung sein. Sie erlaubt Einsicht in alle relevanten Dokumente und stärkt somit Ihre Position als Patient.

Ihre Rechte laut DSGVO

Nach Artikel 15 der DSGVO haben Sie als Patient das Recht auf Auskunft über Ihre persönlichen Daten, einschließlich Ihrer medizinischen Unterlagen. Ihr Arzt ist dazu verpflichtet, Ihnen auf Anfrage eine Kopie Ihrer Patientenakte bereitzustellen.

Beachten Sie: Die DSGVO schreibt vor, dass diese Auskunft innerhalb eines Monats erfolgen muss. Sollte es Verzögerungen geben, haben Sie das Recht, nachzufragen oder sich an zuständige Stellen wie die Ärztekammer zu wenden.

So stellen Sie die Anfrage: Schritt für Schritt

1. Schriftliche Anfrage stellen: Der beste Weg ist ein formloses Schreiben per Post oder E-Mail. Nutzen Sie Vorlagen, um Zeit zu sparen.


2. Wichtige Angaben: Geben Sie Ihren vollständigen Namen, Geburtsdatum und die gewünschte Frist zur Bearbeitung an.


3. Zusätzliche Informationen: Falls spezifische Unterlagen benötigt werden (z. B. Röntgenbilder), führen Sie diese genau auf.


4. Zustellung klären: Bitten Sie um Zusendung per Post oder Abholung vor Ort. Fragen Sie nach möglichen Gebühren.

Was passiert, wenn der Arzt verstorben ist oder die Praxis geschlossen wurde?

Auch in diesen Fällen haben Sie das Recht auf Ihre Patientenakte. Wenn der Arzt verstorben ist, übernimmt in der Regel ein Nachlassverwalter oder ein Kollege die Aufbewahrung der Unterlagen. Finden Sie heraus, wer die Praxis übernommen hat, und richten Sie dort Ihre Anfrage.

Ist die Praxis dauerhaft geschlossen und gibt es keine Übernahme, können Sie sich an die zuständige Ärztekammer wenden. Diese hilft Ihnen dabei, den Verbleib der Akten zu klären.

Kosten für die Patientenakte

In Deutschland dürfen Ärzte Ihnen für Kopien Ihrer Akte eine Gebühr berechnen. Diese muss jedoch angemessen sein – z. B. für Ausdrucke oder Kopien von Röntgenbildern. Elektronische Übermittlungen (z. B. per E-Mail) können günstiger ausfallen.

Tipp: Klären Sie vorab schriftlich, welche Kosten auf Sie zukommen könnten, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Vorlage für Ihre Anfrage

Betreff: Anfrage auf Herausgabe der Patientenakte

Sehr geehrte/r Herr/Frau Dr. [Name des Arztes],

hiermit fordere ich gemäß Artikel 15 DSGVO eine Kopie meiner vollständigen Patientenakte an. Bitte übersenden Sie mir diese auf dem Postweg an folgende Adresse:
[Ihre Adresse]

Für eventuelle Rückfragen stehe ich Ihnen unter [Ihre Telefonnummer] oder per E-Mail unter [Ihre E-Mail-Adresse] zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
[Ihr Name]

Häufige Herausforderungen und wie Sie damit umgehen

• Verzögerungen: Fordern Sie freundlich aber bestimmt eine Antwort ein und setzen Sie eine neue Frist.


• Hohe Gebühren: Prüfen Sie, ob diese im Rahmen sind – unverschämte Beträge können angefochten werden.


• Keine Reaktion: Wenden Sie sich an die Ärztekammer oder ziehen Sie rechtliche Schritte in Betracht.