Historischer Hintergrund des Sturm und Drangs

Der Begriff „Sturm und Drang“ bezeichnet eine literarische Bewegung, die in Deutschland im späten 18. Jahrhundert entstand. Sie stellte eine Reaktion auf die Aufklärung dar, die sich durch Rationalität und Vernunft auszeichnete. Stattdessen betonten die Vertreter des Sturm und Drangs Emotionen, Individualität sowie das Genie des Menschen.

Während dieser Zeit erlebte Deutschland politische Umbrüche und gesellschaftliche Veränderungen, darunter die Anfänge der Aufklärung und die zunehmende Sensibilisierung für menschliche Gefühle. Dies führte zu einem kulturellen Klima, in dem Schriftsteller wie Goethe und Schiller neue Ausdrucksformen suchten.

Merkmale der Sturm und Drang-Literatur

Die Literatur des Sturm und Drangs ist durch mehrere charakteristische Merkmale geprägt:

• Individualismus: Der Held steht oft im Mittelpunkt, kämpft gegen gesellschaftliche Normen und sucht nach seiner wahren Identität.


• Emotionen: Starke Gefühle wie Leidenschaft, Liebe und Schmerz sind zentrale Themen.


• Naturverbundenheit: Die Natur wird oft als Spiegel der menschlichen Empfindungen dargestellt.


• Geniekult: Die Vorstellung vom „genialen“ Künstler, der durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten von der Gesellschaft abgehoben ist.

Wichtige Vertreter des Sturm und Drangs

Die bekanntesten Autoren dieser Epoche sind:

• Johann Wolfgang von Goethe: Sein Drama „Die Leiden des jungen Werther“ gilt als eines der Hauptwerke dieser Bewegung, das die Emotionen und den inneren Konflikt des Protagonisten eindrucksvoll darstellt.


• Friedrich Schiller: Seine Werke wie „Die Räuber“ spiegeln den rebellischen Geist wider und thematisieren das Streben nach Freiheit.


• Heinrich Leopold Wagner: Seine Stücke zeigen die dramatische Auseinandersetzung zwischen Individuum und Gesellschaft.

Sturm und Drang in Gedichten

Die poetische Landschaft dieser Zeit war reich an Gedichten, die emotionale Intensität und subjektive Wahrnehmung betonen. Wichtige Themen in diesen Gedichten sind unter anderem:

• Liebe: Oft wird die unerfüllte Liebe thematisiert, die Schmerz und Glück miteinander verbindet.


• Freiheit: Ein zentrales Anliegen der Dichter war das Streben nach persönlicher Freiheit und Selbstverwirklichung.


• Natur: Die Darstellung der Natur als lebendiger Teil des menschlichen Lebens ist typisch für Gedichte dieser Epoche.

Die Rolle der Liebe im Sturm und Drang

In den Werken von Goethe und Schiller spielt die Liebe eine herausragende Rolle. Sie wird oft als einziger Ausweg aus dem sozialen Druck dargestellt. Diese Verbindung zwischen den Liebenden bietet nicht nur Trost, sondern auch eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Eine häufige Herausforderung in den Geschichten ist jedoch der Konflikt zwischen persönlichem Glück und gesellschaftlichen Erwartungen.

"Die Liebe kann eine Flucht aus der erdrückenden Realität sein."

Diese Aussage verdeutlicht das zentrale Thema vieler Werke aus dieser Zeit: Der Kampf um emotionale Freiheit in einer restriktiven Gesellschaft.

Der Einfluss des Sturm und Drangs auf die spätere Literatur

Die Literaturbewegung des Sturm und Drangs hatte weitreichende Auswirkungen auf spätere Strömungen wie den Romantizismus. Elemente wie das Streben nach dem Individuum, eine stärkere Betonung von Emotionen sowie eine tiefere Naturverbundenheit wurden von nachfolgenden Autoren aufgegriffen. Schriftsteller wie E.T.A. Hoffmann oder Joseph von Eichendorff fanden Inspiration in den leidenschaftlichen Themen des Sturm und Drangs.

Die Auseinandersetzung mit den Spannungen zwischen Individuum und Gesellschaft bleibt bis heute relevant. Diese zeitlosen Themen haben auch einen bleibenden Platz in der modernen Literatur gefunden.