ADHS: Verhaltenstherapie und die Rolle der Erzieherin im Kindergarten
Die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt. In Deutschland sind schätzungsweise 5 bis 7 % der Kinder betroffen, was bedeutet, dass in jedem Kindergarten mindestens ein Kind mit ADHS sein könnte. Für Erzieherinnen und Erzieher ist es daher von großer Bedeutung, Strategien zu entwickeln, um diesen Kindern gerecht zu werden und ihre Entwicklung zu fördern. Ein effektives Mittel zur Zielsetzung ist die SMART-Methode.
Was ist die SMART-Methode?
Die SMART-Methode ist ein bewährtes Konzept zur Zielsetzung, das sicherstellt, dass Ziele spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sind. Diese Methode kann besonders hilfreich sein, wenn es darum geht, individuelle Förderpläne für Kinder mit ADHS zu erstellen.
Spezifisch
Ein spezifisches Ziel könnte beispielsweise lauten: „Die Erzieherin möchte die Konzentrationsfähigkeit eines Kindes mit ADHS während der Morgenrunde steigern.“ Hierbei wird klar definiert, welches Verhalten gefördert werden soll.
Messbar
Um das Ziel messbar zu machen, könnte die Erzieherin festlegen: „Das Kind soll in 4 von 5 Morgenrunden mindestens 5 Minuten still sitzen und aktiv teilnehmen.“ Dies ermöglicht eine objektive Bewertung des Fortschritts.
Erreichbar
Das Ziel sollte realistisch sein. Die Erzieherin könnte sich überlegen: „Ist es für das Kind möglich, 5 Minuten still zu sitzen?“ Hierbei ist es wichtig, die individuellen Fähigkeiten des Kindes zu berücksichtigen.
Relevant
Das Ziel muss für das Kind und seine Entwicklung relevant sein. In diesem Fall könnte die Erzieherin feststellen: „Die Verbesserung der Konzentration wird dem Kind helfen, besser am Gruppenleben teilzunehmen.“
Zeitgebunden
Schließlich sollte ein zeitlicher Rahmen gesetzt werden: „Innerhalb von 6 Wochen soll das Kind in der Lage sein, an 80 % der Morgenrunden aktiv teilzunehmen.“ Dies gibt der Erzieherin einen klaren Zeitrahmen für die Umsetzung und Überprüfung des Ziels.
Praktische Anwendung der SMART-Methode
Ein Beispiel aus der Praxis könnte wie folgt aussehen:
- Ziel: Verbesserung der sozialen Interaktion eines Kindes mit ADHS.
- Spezifisch: Das Kind soll in der Spielzeit aktiv mit anderen Kindern interagieren.
- Messbar: Das Kind soll in 3 von 5 Spielzeiten mit mindestens zwei anderen Kindern spielen.
- Erreichbar: Die Erzieherin unterstützt das Kind durch gezielte Anleitungen und Rollenspiele.
- Relevant: Soziale Interaktion ist entscheidend für die Entwicklung des Kindes.
- Zeitgebunden: Innerhalb von 8 Wochen soll das Ziel erreicht werden.
Statistiken und Fakten zur Unterstützung
Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) können Kinder mit ADHS durch gezielte Förderung in den ersten Lebensjahren signifikant profitieren. Eine frühzeitige Intervention kann die Symptome um bis zu 30 % reduzieren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass Erzieherinnen und Erzieher gut geschult sind und über effektive Methoden verfügen.
Fallstudie: Ein Beispiel aus Halle
In einem Kindergarten in Halle wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das sich speziell mit Kindern mit ADHS beschäftigt. Die Erzieherinnen setzten die SMART-Methode ein, um individuelle Förderpläne zu erstellen. Nach einem halben Jahr konnten sie berichten, dass die Kinder nicht nur ihre Konzentration verbessert hatten, sondern auch soziale Fähigkeiten entwickelten. Ein Junge namens Max konnte seine Impulsivität deutlich reduzieren und nahm aktiv an Gruppenaktivitäten teil. Dies führte nicht nur zu einer positiven Veränderung seines Verhaltens, sondern auch zu einer Verbesserung seiner Beziehungen zu anderen Kindern.
Fazit: Die Bedeutung von LOB-Zielen für Erzieherinnen
Die Implementierung von LOB-Zielen (Leistungs- und Entwicklungsziele) nach der SMART-Methode bietet Erzieherinnen eine strukturierte Möglichkeit, Kinder mit ADHS gezielt zu fördern. Durch spezifische, messbare und erreichbare Ziele können sie den Fortschritt der Kinder nachvollziehen und anpassen. Dies führt nicht nur zu einer besseren Entwicklung der Kinder, sondern auch zu einer höheren Zufriedenheit bei den Erziehern. In einer Zeit, in der ADHS immer mehr Aufmerksamkeit erhält, ist es unerlässlich, dass Fachkräfte gut informiert sind und effektive Strategien zur Unterstützung dieser Kinder anwenden.
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